Hitlers heimliche Helfer by Urbach Karina

Hitlers heimliche Helfer by Urbach Karina

Autor:Urbach, Karina [Urbach, Karina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783806234626
Herausgeber: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Abbildung 6: Wieder ein Platz in der ersten Reihe (von links nach rechts): Emmy Sonnemann (die spätere Ehefrau von Göring), Hermann Göring, der polnische Botschafter Jozef Lipski, Carl Eduard Herzog von Coburg und Joseph Goebbels, am 26. Februar 1935.

Die Anglo-German Fellowship bot also, ironischerweise, eine exzellente Tarnung für die Arbeit sowjetischer Spione wie Kim Philby, aber auch für die Arbeit von Nazis wie Carl Eduard. Er nutzte seine Besuche bei der AGF, „während er Verhandlungen mit Eduard VIII. führte, um ein deutsch-englisches Bündnis zu initiieren“.119 Das geschah natürlich ohne das Wissen der meisten Mitglieder der AGF. Sie wären durchaus überrascht gewesen, hätten sie erfahren, was ein Nazi-Informant am 11. Dezember 1935 der Adjutantur Hitlers aus London berichtete: Die AGF würde immer mehr Angehörige der britischen Elite für die Nazi-Ideologie interessieren. Das läge vor allem an den gut organisierten Veranstaltungen. Lobend erwähnte der Informant ein Fußballspiel zwischen Briten und Deutschen, anlässlich dessen eigens der Herzog von Coburg angereist sei. Dieses Spiel habe, laut dem Informanten, vor allem deshalb eine so positive Wirkung gehabt, weil die britischen Gewerkschaften im Vorfeld versucht hätten, es zu verhindern. Die britische Öffentlichkeit habe dieses Verhalten als unfair empfunden und dagegen reagiert. Als das Spiel dann schließlich stattfand, habe das gute Benehmen der deutschen Fans bei den Briten einen äußerst positiven Eindruck hinterlassen. Auf höherem Niveau, so der Informant, habe dann im Anschluss die Anglo-German Fellowship ihre gute Arbeit fortgesetzt. Sie lud den Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten gemeinsam mit dem Herzog von Coburg zu einem festlichen Dinner am 5. Dezember 1935 ein. Der Informant war der Ansicht, das Dinner sei ein Erfolg gewesen, es müsse aber noch mehr unternommen werden, damit die AGF die großen Namen aus der britischen Politik anziehe. Aktive Politiker würden nicht kommen, weil sie befürchteten, damit als kirchen- und judenfeindlich eingestuft zu werden; die Mitgliederzahl der Anglo-German Fellowship werde erst ansteigen können, wenn man in Deutschland die Kirchenfrage geklärt habe. Der Informant schloss seinen Bericht mit dem Fazit:

„Die ganze Veranstaltung war übrigens ausgezeichnet und die von Deutschland entsandten Gäste mit grossem Verständnis für die englische Psychologie ausgewählt. Besonders der Herzog von Koburg ist naturgemäss eine Persönlichkeit, die die Mitwirkung für englische Gesellschaftskreise reizvoll machen sollte“.120

Der Deutsche Botschafter Hoesch berichtete Ähnliches über das Gründungsessen der AGF im November, sah jedoch eine Schwierigkeit:

„Das jüdische Problem [lastet] wie ein tiefer Schatten auf den deutsch-englischen Beziehungen. Fast sämtliche englische Mitgliedern der Anglo-German Fellowship unterhielten sich zum Teil in sehr nachdrücklicher Form im Zwiegespräch mit ihren deutschen Gästen über diese Frage und wiesen auf die außerordentlich ungünstige Rückwirkung des Judenproblems auf das deutsch-englische Verhältnis und die Arbeit des Fellowship hin.“

Lord Mount Temple und Lord Eltisley hatten die Problematik auch in ihren Reden erwähnt. Fürst Bismarck beendete jedoch jegliche weitere Diskussion mit „der Aufforderung an die Mitglieder des Fellowship, nicht an die tendenziösen Nachrichten der Presse zu glauben, sondern sich durch einen baldigen Besuch in Deutschland [selbst einen Eindruck zu verschaffen].“121

Hoeschs Bericht über die Judenproblematik zeigte sofort Wirkung. Hitler war außer sich und verfügte, daß alle deutschen



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